Sektionsgeschichte 1896 bis 1945 | Gründung, Arbeitsgebiete, Ortsgruppe Hamburg und Weltkriege

Idee zur Vereinsgründung im Kaffeehaus

Seit 1895 trafen sich im Café Metz (später Kaffeehaus) naturbegeisterte Donauwörther und äußerten den Wunsch eine Sektion Donauwörth des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins zu gründen. Kurze Zeit später waren bereits 30 Unterschriften zusammen und die Einladung zu einer Besprechung betreffs der Gründung einer Alpenvereinssektion wurde im Donauwörther Amtsblatt publiziert.

gruendung und deschauer

Geburtstag: 17. Januar 1896

Am 17. Januar 1896 war es im einen Nebenraum des Café Metz soweit. Der Verein wurde aus der Taufe gehoben. Subrektor Cornelius Deschauer, der die Gründerversammlung leitete, eröffnete die Versammlung um 20.35 Uhr, zerstreute noch mögliche Zweifel und hatte um 20.50 Uhr schon die Zustimmung zur Sektionsgründung.

Zum ersten Vorsitzenden wurde der Gymnasialprofessor Cornelius Deschauer gewählt, Schriftführer Gymnasialassistent Ludwig Auer (II), Sohn des Cassianeums-Gründers Direkter Auer (I), Kassier Fabrikant Schuhmann, sowie die Beisitzer Pfarrer Wengenmayer aus Berg und Bezirksamtmann (heute Landrat) Freiherrr von Andrian gehörten dem Gründungsvorstand an.

Bereits 48 Mitglieder bei der Gründung

Das "Donauwörther Anzeigenblatt" vom 18. Januar 1896 jubelte: "Wer hätte es geahnt, dass es in unserer Stadt nebst Umgebung so viele begeisterte Freunde unserer herrlichen Alpen gibt!" Am Ende der Versammlung zählte der Verein bereits 48 Mitglieder. Der Vereinsbeitrag wurde mit acht Mark (heutiger Wert ca. 40 - 50€1)  festgelegt, sechs (heutiger Wert ca. 30 - 40€1) davon gingen an den Zentralausschuss des DuOeAV (Deutscher und Österreichischer Alpenverein), der am 8. Februar 1896 zur Gründung gratulierte. 

zeitungsbericht und ludwig auer (II)

Weltgeschehen 1896

Zum Zeitpunkt der Sektionsgründung im Jahr 1896 befindet sich die Welt im Auf- und Umbruch. Es finden die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt, das BGB wird gebilligt, die Röntgenstrahlen und der erste Lkw werden vorgestellt, die Radioaktivität und Gold am Klondike River (Kanada) werden entdeckt, Coca-Cola und das Automobil werden 10, das Radio wird patentiert, Alfred Nobel und Otto Lilienthal sterben und die U-Bahnen in Budapest und Glasgow werden in Betrieb genommen. ►Weltgeschehen 1896

roentgen olympia jugend coca cola

1896 bis 1904 | Vorträge, Wanderungen und eine Bergfahrt pro Jahr

Dennoch war es ein beschwerlicher und langwieriger Weg, wenn man zu den Alpen gelangen wollte. Der Alpenrand war mit der Bahn eine Tagesreise entfernt und es gab kaum Urlaub. In den Anfangsjahren der Sektion trug Vorsitzender Cornelius Deschauer „Reiseerinnerungen aus Tirol“ vor, es wurden monatliche Treffen, Sonnwendfeiern, Wanderungen in der Umgebung Donauwörths, sowie eine Bergfahrt im Sommer angeboten.

Als Student machte sich Ludwig Auer (III) noch vor der Jahrhundertwende zum Monte-Rosa-Massiv auf.

eisenbahnnetz 1896

Keine Konkurrenz - Alpen-Verein Schellenberg

Es gab sogar einen "Alpen-Verein Schellenberg". Die Vereinigung hatte sich sowohl dem Studium der Flora und Fauna in der näheren Umgebung verschrieben, als auch der allmonatlichen "Begehung" des Schellenberges und der Durchführung von Sonnwendfeiern und Faschingsteilnahmen. Penibelst protokolliert ist auch die erste Teilnahme von Frauen bei der Schellenbergerklimmung vom 24. März 1898. Es handelte sich um die zukünftige Frau und Schwiegermutter des Vorsitzenden Franz Auer.

Ortsgruppe "Hamburg" 1905-1911

1904 lernte unser damaliger Schriftführer Ludwig Auer (II) auf der Prager Hütte Herrn Siemers, sowie weitere Mitglieder der Sektion Hamburg, kennen. Über was sie sich im Detail unterhielten ist nicht überliefert. Am Ende des Gesprächs sagte er zu ihnen spasshalber, sie könnten doch der Donauwörther Sektion beitreten.

Drei Hamburger traten daraufhin tatsächlich unserer Sektion bei und 1905 wurde in medias res die Ortsgruppe "Hamburg" der Sektion Donauwörth gegründet.

Bis zum Jahr 1911 wuchs die Mitgliederzahl dieser Ortsgruppe auf 110 und damit war sie zeitweillig mitgliederstärker als die Donauwörther Sektion. Nach Überwindung mancher Schwierigkeiten in Hamburg wurde 1911 die Genehmigung zur Gründung einer eigenen Sektion, „Niederelbe-Hamburg“, erteilt, was dann auch geschah.

Diese Sektion "Niederelbe-Hamburg" wurde 2005 wieder in die Sektion Hamburg eingegliedert, die sich heute deshalb Sektion Hamburg und Niederelbe nennt.

Wegebau ab 1904

Um die Jahrhundertwende wurde Kommerzienrat Dr. Oskar Mey aus Bäumenheim Mitglied in der Sektion. Der Energie und Finanzkraft Meys ist es zu verdanken, dass trotz Widerstand ein Klettersteig von österreichischer Seite (Ausganspunkt Hinterhornbach) über den Südostgrat auf den Hochvogel erbaut wurde, der den Namen „Bäumenheimer Weg“ bekam. Die Betreuung dieses Steiges hat die Sektion Donauwörth 1905 übernommen. Der Weg wurde im Jahr 2014, aufgrund akuter Steinschlaggefahr und daraus resultierender absoluter Lebensgefahr, gesperrt. 1970 und 1980 kamen drei weitere Wege in Hinterhornbach hinzu, 1985 folgte der Edelweißweg in Donauwörth.

Unterstützung in Hinterhornbach

Der Hinterhornbacher Lehrer Josef Huber supportete Oskar Mey bei der Planung des Weges und bei der Instandhaltung der Seile. Bis ca. 1959 wurde die Sektion zudem von Josef Friedl vom Landgasthof Adler unterstützt. Er übersandte Zustandsberichte und unterhielt nicht nur den Weg, sondern gehörte auch der Bergwacht an. Er fungierte als Sanitäter und Naturheilkundler für verletzte oder erkrankte Bergwanderer.

mey und ofenrunde adlerwirt

vorstandschaft 1912 und hochvogelpostkarte 1925

1905 bis 1921 | Erste "Events" und der 1. Weltkrieg

Die Vorträge der Sektion brachten damals schon Bilder und Erlebnisse der Bergwelt nach Donauwörth. Das Interesse wuchs, auch die Mitgliederzahl. Cornelius Deschauer führte engagiert und umsichtig den Verein bis 1916. Dann starb er kurz nach seiner Pensionierung. Johann Schägger wurde, da er sich im Kriegsdienst befand, in Abwesenheit als Nachfolger gewählt und er übte ab Kriegsende sein Amt aus.

Der erste Weltkrieg begann am 28. Juli 1914 und endete am 11. November 1918.

Das 25. Gründungsjahr 1921 feierte die Sektion in der Nachkriegsnot und beginnenden Inflation nur in kleinem Rahmen.

Den ersten harten Schnitt im Vereinsleben markierte der erste Weltkrieg. Aber trotzdem wurden auch in dieser Zeit von Mitgliedern, die nicht eingezogen waren, Bergfahrten unter sehr erschwerten Verhältnissen unternommen. Da galt es oft noch schwere Rücksäcke zu schleppen, da man in Tirol fast nichts mehr zum Essen bekam.

Zwischen den Weltkriegen blühte das Sektionsleben wieder auf. Es wurden zahlreiche Bergwanderungen unternommen und das Vortragswesen erfreute sich regen Interesses.

1924 bis 1939 | Wintersport und Skigymnastik

1924 fanden sich Fans des „weißen Rauschs“ in unsererem Verein zusammen. Die ersten Fahrten wurden in der näheren Umgebung unternommen. Es gab kaum Seilbahnen oder Skilifte, die Disziplinen Ski alpin und Skitour waren eng verwachsen.

1935 fand am Nebelhorn der erste Skikurs mit 26 Teilnehmern statt. Basis war das Edmund-Probst-Haus, eine Seilbahn gab es noch nicht. Im Jahr darauf brach eine zehnköpfige Gruppe zum Kitzbühler Horn auf.

Bereits zwischen 1936 und 1939 wurde in der Winterzeit Skigymnastik angeboten. 30 bis 40 Teilnehmer kamen regelmäßig.

Karl Bauer leitete die Abteilung von 1936 bis 1969.

skichochtour und skifahren

1933 - 1945 | Vorstand Johann Schägger erklärt 1941 nach 25 Jahren seinen Rücktritt

Am 30. Januar 1933 ergriff Hitler die Macht, das "Dritte Reich" begann.

Johann Schägger vermerkte: "Die Sektionsführung war keine Freude mehr, wurden wir doch als Sportverein betrachtet und in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert. Unsere uneingeschränkte Selbständigkeit hatten wir verloren, wenn wir auch als "zweistaatlicher Verein" (Deutscher und Österreichischer Alpenverein; DuOeAV) noch einige Privilegien genossen."

Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde der Alpenverein als Deutscher Alpenverein (DAV) eine Unterorganisation des Nationalsozialistischen Reichsbunds für Leibesübungen (NSRL) und damit in den nationalsozialistischen Staatsaufbau integriert.2 Am 1. September 1939 begann der Krieg, der bis 8. Mai 1945 andauerte. 

Johann Schägger wurde im Januar 1941 nach Differenzen mit der Partei ausgeschlossen und musste nach nahezu 25 Jahren seinen Rücktritt als 1. Vorsitzender erklären.

1942 übernahm Alfred Vogel die Sektionsleitung.

Als nationalsozialistische Organisation verboten 1945 die Alliierten den Alpenverein.

Cornelius Deschauer | 1850-1917

1850 in Straubing geboren, begann Cornelius Deschauer nach dem Abitur ein Rechts- und Philologiestudium an der Universität München. In Schwabach machte sich Deschauer nicht nur als begnadeter Altphilologe am dortigen Gymnasium einen Namen: Als einer von zwölf "Bergaposteln" war er im Jahr 1891 Mitbegründer der Alpenvereinssektion in der mittelfränkischen kreisfreien Stadt.

Als Deschauer im September 1895 zum Subrektor an die königliche Lateinschule (das spätere Gymnasium) in Donauwörth berufen wurde, brachte der Bergfreund auch die Liebe zu den Alpen mit in die schwäbische Provinz und war 1896 Gründervater unseres Vereins.

Deschauers Leidenschaft für die Eroberung der Bergwelt dürfte vor allem in seinem glühenden Patriotismus zu suchen sein. Die "Begeisterung für das Edle und Schöne, die Liebe zum Vaterland und Anhänglichkeit an Thron und Altar" waren Leitmotive der Schulbildung des Veterans des 1870/71er Krieges. Sie spiegelten sich wohl auch in der Führung des Alpenvereins zu Prinzregent Luitpolds Zeiten wider. Die Schattenseite dieses Weltbildes offenbarte sich mit Beginn des ersten Weltkrieges: Mit patriotischen Ansprachen und Theaterstücken betrieb Rektor Deschauer unter seinen Schülern eine geradezu fanatische Kriegspropaganda.

Das Ende des Krieges erlebte er nicht. Der Donauwörter Ehrenbürger verstarb kurz nach Beginn seines Ruhestandes am 19. Mai 1917 in München.

 

Links zum Nationalsozialismus im DAV

Zahlreiche andere Vereine des DAV haben Ihre NS-Zeit aufgearbeitet:

Vielen Dank an Dr. Jens Hoppe vom DAV Frankfurt am Main für das Zusammentragen.

Quellen

  • Broschüre „60 Jahre Sektion Donauwörth“, Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenvereins e. V., 1956
  • Broschüre „Alpenverein Donauwörth 1896 – 1971“, Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenvereins e. V., 1971
  • Broschüre "1896 - 1996 - 100 Jahre Sektion Donauwörth Deutscher Alpenverein", Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenvereins e. V., 1996
  • 1Kaufkraft als Maßstab für den Wert des Geldes, fredriks.de/hvv/kaufkraft.php, Aufgerufen: 01.06.2019
  • https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=503600, Olympische Ringe | Original author: Pierre de Coubertin (1863-1937) - Manual reconstruction by Denelson83, Gemeinfrei, Aufgerufen: 02.07.2016
  • https://de.wikipedia.org/wiki/1896, Aufgerufen: 01.07.2016
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Automobil, Aufgerufen: 01.07.2016
  • Jubiläumsschrift "140 Jahre Alpenverein in Hamburg 1875 – 2015", Verena Dylla, Uwe Hornschuh, Gert Kühl, Helmut Manz, Harald Schöttle und Jürgen Lockhausen, DAV Hamburg und Niederelbe e.V., Seite 30, 2015, dav-hamburg.de (Aufgerufen: 07.05.2018)
  • 2 Geschichte des Alpenvereins, alpenverein.at/portal/der-verein/geschichte/index.php, Österreichischer Alpenverein, Innsbruck, 2012, Aufgerufen: 06.06.2019
  • 2 Geschichte des DAV, alpenverein.de/der-dav/geschichte-des-dav_aid_33414.html, Deutscher Alpenverein e. V., München, Aufgerufen: 06.06.2019
  • "Natur- und kulturkundlicher Wanderführer Hinterhornbach", Gustav und Georg Dinger, 2002
  • "Wegebau historisch", Mitteilungsblatt Sektion Donauwörth 2016, Seite 24, Mario Felkl, Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenvereins e. V., 2016
  • "Historische Ecke | Cornelius Deschauer - Erster Vorstand der Sektion (1896-1916)", Mitteilungsblatt Sektion Donauwörth 2017, Seite 108 f, Mario Felkl, Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenvereins e. V., 2017
  • http://www.dav-sc.de/wir-ueber-uns-163.html, "Wir über uns", Sektion Schwabach des Deutschen Alpenvereins e. V., Aufgerufen: 18.03.2017
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Schwabach, Aufgerufen: 18.03.2017
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