BERICHT VON UNSEREM MITGLIED MARTINA RÖSSLE
Im vergangenen Juli habe ich eine tolle Wandertour durch die „Ostalpen“ im „Nationalpark Hohe Tauern“ unternommen von der ich Euch gerne berichten möchte und mich jetzt schon für diejenigen unter Euch freue, die ebenfalls einmal dort hoch wandern werden!
An einem Freitagnachmittag habe ich den Schreibtisch im Büro stehen und liegen lassen, rein ins Auto, meine Wanderfreundin „Annette“ abgeholt und ab gings in Richtung Österreich nach „Osttirol“ in die „Hohen Tauern“.
Über München, Rosenheim, Kitzbühel, Mittersill und Felbertauern erreicht man kurz nach dem Felbertauerntunnel das sog. „Matreier Tauernhaus“ an dem das Auto bequem auf einem kostenpflichtigen Parkplatz für die Zeit der Wanderung stehen bleiben kann.
Aufgrund der Ankunft dort am frühen Abend, mussten wir uns sputen und schnell rein in die Wanderschuhe, den Rucksack geschultert und vorbei am „Matreier Tauernhaus“ in Richtung „Innergschöss“ um unser Quartier für die Nacht im sog. „Venedigerhaus“ noch rechtzeitig beziehen zu können.
Vom Start bis zum „Venedigerhaus“ sind es ca. 1 ½ Stunden Gehzeit, noch ohne großartige Anstiege aber wunderschönen Wegen über Viehweiden, durch den Wald, am „Gschösslbach“ entlang, an Felsen vorbei und über Mooswiesen… Nach einer guten dreiviertel Stunde biegt man um die Ecke und es eröffnet sich ein Wahnsinnsblick auf die Gletschergruppe „Kristallwand“ – „ Hoher Zaun“ – „Rainerhorn“ – „Hohes Aderl“ und natürlich den „Klein- und Großvenediger“.
Im „Venedigerhaus“ angekommen serviert die Wirtin auch spät am Abend noch eine gute Brotzeit mit Käse und Speck und weist den Weg in eine Ihrer kleinen Hütten, die für die eingefleischte Wanderer, die es gewohnt sind in Lagern mit ganz vielen Menschen zu übernachten, wirklich luxuriös wirken: ein Zimmer mit zwei Betten und einem traumhaften Blick aus dem kleinen Holzfenster hinaus in einen klaren Sternenhimmel, der beste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Aufstieg am nächsten Morgen zur „Neuen Prager“ Hütte hervorsagt!
Nach einem Frühstück mit Brot, Butter, Marmelade, Müsli und Kaffee verlassen wir am Samstag – gar nicht so früh – um ca. 08.30h das Venedigerhaus in Innergschlöss und starten in Richtung „Salzbodensee“ und zum „Auge Gottes“.
Der Weg führt zum ersten Mal recht steil hinauf, immer entlang an einem Wasserfall mit gigantischen Felsbrocken. Das Grün ist noch recht dicht, die Wege sind oft von Treppen aus Stein oder Holz geprägt, bis die erste Ebene in Richtung „Auge Gottes“ erreicht ist.
Das „Auge Gottes“ liegt direkt am „Venediger Höhenweg“, ist nicht nur ein idealer Platz für eine kurze Rast sondern auch ein mystischer, kleiner Bergsee in dessen Wasser sich die majestätischen Gipfel der Venedigergruppe spiegeln.
Der Sage nach gaben die Gschlößler Hirten ihm diesen Namen, da der Teich eine dreieckige Form hat, während die kleine Insel in seiner Mitte die Form eines Augapfels hat. Die Insel ist voll mit leuchtendem Wollgras bewachsen.
Ab diesem Punkt verändert sich der Weg, es wird steiniger und geht zunächst nochmals ein paar Höhenmeter in eine Schlucht hinunter bei der man über eine Holzbrücke den „Schlatenbach“ überquert um sich dann vollkommen dem Anstieg zur „Alten Prager Hütte“ widmen zu können.
Während des Anstiegs begleitet einen die mächtige und erhabene Gletschergruppe mal links neben einem, mal frontal – aber immer majestätisch und gewaltig! (Trotz Gletscherrückgang!)
Die „Alte Prager Hütte“ liegt auf 2.489 Höhenmetern und wird derzeit saniert. Trotzdem kann man vor Ihren Mauern ein bisschen verweilen und die Gletscher genauer unter die Lupe nehmen, denn jetzt sieht man mitten in die Gruppe hinein.
Mittlerweile lässt sich auch schon die „Neue Prager Hütte“ erahnen, die letzten Höhemeter auf 2.796 Meter hoch treffen wir auf viele Schafe die dort oben in den Felsen den Sommer verbringen und überqueren das ein oder andere Schneefeld problemlos. Der Blick auf den Groß- und Kleinvenediger eröffnet sich von der Hütte aus hautnah und grandios!
Auf der Hütte angekommen wird uns klar, dass zwar bei uns im Tal Hochsommer ist, aber so hoch oben ein eisiger Wind weht und es ganz schön kalt ist!
Umso schöner ist es dann, nachdem wir unser Quartier auf der „Neuen Prager Hütte“ bezogen haben und uns etwas frisch gemacht haben, in der ganz neu renovierten Gaststube am Kachelofen zu sitzen und mit Gleichgesinnten ein wohl verdientes Gipfelbier zu trinken und sich ein bisschen über den Anstieg oder sonstige Bergsteigergeschichten auszutauschen!
Die Familie Studer aus Wolfurt in Vorarlberg führt die DAV-Hütte und ist nicht nur ein eingespieltes Team dort, sondern hat im Mai 2010 als erste Familie weltweit den „Mount Everest“ bestiegen!
Unbedingt zu erwähnen ist, dass Hüttenwirt Wilfried Studer nicht nur als Bergführer über die Venedigergruppe führt sondern auf knapp 2.800 Metern einen Schweinebraten zaubert, der seines Gleichen sucht!
Nach einem anstrengenden Wandertag und gemütlichen Hüttenabend geht es ab in die Stockbetten und Hüttenschlafsäcke und geschlafen haben wir sicherlich wie die Murmeltiere und geträumt von den bewegenden Erlebnissen des Tages!
Am Sonntagmorgen verabschiedet uns die Familie Studer nach einem grandiosen Bergfrühstück mit den Worten „Lasset ui mol wiedr blicka“ hinab ins Tal.
Beim Abstieg biegen wir kurz nach der „Alten Prager Hütte“ rechts ab und wählen somit den „Prager Hüttenweg“ für unseren Abstieg. Der Weg entlang des Gschösslbaches in Richtung zurück zum „Venedigerhaus“ und „Innergschössl“ kommt uns vom Vortag noch gut bekannt vor – jedoch haben wir uns den Besuch der sog. „Felsenkappelle“ für Sonntag und den Rückweg aufgehoben.
Diese Felsenkappelle liegt genau in der Mitte zwischen „Außergschlöss“ und „Innergschlöss“ und ist eine in natürlichen Fels gehauene, der heiligen Maria gewidmete Kapelle. Nachdem die erste Kapelle an dieser Stelle, die 1688 von den Almbesitzern gebaut worden ist, einige Mal von Lawinen zerstört worden ist, wurde 1870 die heutige Felsenkapelle erbaut.
An „Außergschlöss“ vorbei führt uns der immer flacher werdende Weg wieder in Richtung „Matreier Tauernhaus“ und wir lassen die erhabene Gletschergruppe hinter uns – jedoch nicht eine unvergessene Tour zur „Neuen Prager Hütte“ und den damit verbundenen Erlebnissen und Eindrücken.