... oder „Mein erstes Mal“
Der Aufruf mit nach Mariazell zu gehen stand auf einem Flyer, den mir unser Vorsitzender Bernd in der Turmstube unter die Nase gehalten hat und mir wärmstens ans Herz legte, dass die Fußwallfahrt „Perchtoldsdorf nach Mariazell“ exakt das Richtige für mich wäre. Dabei handelte es sich für mich in dreifacher Hinsicht um eine Premiere: Meine erste Wallfahrt in meinem Leben, meine erste Pilgerreise nach Mariazell und mein erster persönlicher Kontakt mit Leuten aus unserer Partnerstadt beziehungsweise -sektion.
Mein Entschluss teilzunehmen fand endlich „5 nach 12“ statt, denn offizieller Anmeldeschluss war der 31. Januar und wir schrieben bereits Ende Februar. Ich hatte echt Bammel. Bammel vor 120 Kilometern in vier Tagen. Bammel vor 3000 Höhenmetern, Bammel vor je einer Messe, einer Andacht und einem Rosenkranz pro Tag.
Das wurde leider auch nicht besser, als ich mich mit dem Donauwörther Wallfahrer-Team in der Turmstube traf: Unser Tourenleiter Karl – mit jahrzehntelanger Erfahrung in Sachen Wallfahrt, ebenso wie unser Fahrer Gerhard. Mary hatte die Reise auch schon viele Male hinter sich. Wenigstens Ida und Berta waren ebenfalls „Youngster“. Trotzdem war auffällig, dass ich mit 62 Jahren der jüngste Teilnehmer sein sollte. Der Bammel blieb!
Etwas beruhigender war der Internetauftritt des Vereins der Freunde von Perchtoldsdorf nach Mariazell: Neben religiösen und besinnlichen Seiten war dort endlich auch mal die Rede von Selbstreflexion und dem Gefühl von Freiheit und Zufriedenheit. Daneben passiere das vor allem (!) durch das Kennenlernen vieler interessanter Mitwallfahrer, das individuelle Führen von Diskussionen und Plaudereien und last-but-not-least das gemeinsame Meistern von Strapazen. Alles in allem klang das schon weit positiver. Also dachte ich mir: „Keep Cool“.
Tja, am 30. April war es dann soweit. Wir erreichten am Tag 0 nach achtstündiger Fahrt Perchtoldsdorf. Nach einem ruhigen Abend bezogen wir Quartier, bevor es dann am Morgen des Folgetages mit den restlichen Wallfahrern der Altersspannweite 86 bis 13 Jahre (puuh und Gott sei Dank) und der ersten Messe zum viertägigen Pilgern ging. Ich möchte hier nicht auf die Details der wirklich super organisierten Wallfahrt eingehen, sondern mich auf die für mich eindrucksvollsten Momente beziehungsweise organisatorischen Besonderheiten beschränken:
- Wichtig und beeindruckend war, dass bei weitem nicht nur bloße Zeremonien im Vordergrund standen, sondern der ganzheitliche Grundgedanke einer Wallfahrt: Reflexion und Gemeinsamkeit. Das galt auch und im Besonderen für die mitwandernden Pfarrer, die bis zu 30 Jahre jung waren.
- Super waren die vielen interessanten Kontakte mit entsprechenden Impressionen während aller Situationen der viertägigen Pilgerfahrt ... über jung zu alt, ob "normaler" Wallfahrer oder Geistlicher.
- Es gab täglich mindesten zwei Zwischenstopps, bei denen sich alle gemeinsam wieder trafen. Ansonsten war „freies Wandern“ angesagt: alleine, oder in Gruppen, wie man gerade Lust hatte.
- Ich habe gelernt: Wallfahren geht plaudernd, in tiefgreifende Diskussionen vertieft oder schweigend, wie man halt drauf ist.
- Die Achtsamkeit der 120 Pilger untereinander war bemerkenswert.
- Fast jederzeit bestand die Möglichkeit sich ein Stück oder ganz mit dem Shuttle transportieren zu lassen. Die Gründe konnten reichen von Blasen bis zu mangelnder Kondition.
- Neben vielen Ehrungen am Ende wurde auch das Donauwörter Team für 40 Jahre Teilnahme an der Wallfahrt hervorgehoben … mit Aufstellung auf der Bühne und großen Danke-Plakaten der Perchtoldsdorfer Mitwanderer.
Die letzte Nacht verbrachten wir Donauwörther nach dem letzten Heurigen wieder alleine, um uns auf die eintägige Rückfahrt vorzubereiten.
Mein ganz persönliches Fazit:
- Erstens: Ich werde ganz sicher nächstes Jahr WIEDER TEILNEHMEN.
- Zweitens: Ich kann alle Leser mit bestem Gewissen ermuntern und empfehlen MITZUMACHEN.
(Hubert Völkl)