Alpspitz
Im Weißen Rausch
Startpunkt war der Parkplatz an der Alpspitzbahn in Nesselwang. Der Trubel nervt.
Wir verließen das Pistengebiet über den Kreuzweg. Es knirschte, -15°C. Im schattigen Hochwald erreichten wir die Wallfahrtskirche Maria Trost. Dort legten wir die Schneeschuhe an.
Die Nacht war bitterkalt gewesen. Die Morgensonne kletterte gerade erst über den Kamm. Der eigene Schatten wanderte als Doppelgänger auf unverspurten eisblauem Pulverschnee nebenher.
Noch deutete nichts darauf hin, dass wir in Kürze im T-Shirt unterwegs sein würden.
Das Ziel und die kürzeste Route sind für uns nicht das Wichtigste.
Auf der Kappeler Alm ist die Welt in Ordnung. Die Sonne zeigte Kraft. Die Rast vor der Hauswand wirkte wie ein wohltuendes Bad.
Später am Sattel war Pistengaudi. Die "Berg-Lodge" ließen wir links liegen. Die Transitzone war kein Problem. Dann ging es locker hinauf. Der Aufstieg zur Alpspitze war vielleicht sogar ein wenig zu kurz.
Der Gipfel verführte zur Überschreitung. Der direkte Abstieg nach Westen wirkte kühn. Wir wussten jedoch, dass es wirklich gut machbar war. - Der Reiz, der vom Wagnis kommt, stimulierte schon einmal alpine Vorfreude für kommende Unternehmungen.
Der Rückweg war großes Schaulaufen in einer an sich gut bekannten Landschaft. - Freude ist zum Teilen da.
Der Winter zeigte sich in ganzer Pracht. Der verschneite Wald nahm uns gefangen.
Die Schneeoberfläche war mit zentimeter-großen Eisplättchen garniert. Der Glitzerzauber schien bodenlos. Pulvrig, trocken, locker - "Champagne Powder" auf bayerisch halt. Millionen Kristalle intonierten ein sanftes Klirren, als wir durch die weiße Pracht pflügten. Wir kamen uns vor, wie in einem Glasladen. Dazu inszenierte das flach einfallende Licht brilliantes Kino.
Freue dich über die kleinen Dinge; eines Tages blickst du vielleicht zurück und merkst, dass dies die großen Dinge waren. - Robert Brault